Blumen bei Riedenburg im Naturpark Altmühltal Schmetterlingsraupe Kohlweisling Glockenblume Blumen bei Riedenburg im Naturpark Altmühltal

Blumenwiese - ein seltener Lebensraum

im Naturpark Altmühltal



Wo kann man heute noch bunte Wiesensträuße pflücken mit Glockenblumen und Salbei, mit Lichtnelken und Bocksbart, mit Storchenschnabel und Margeriten? Die meisten Wirtschaftswiesen bieten heutzutage ein monotones Bild: Einheitsgrün, wohin man blickt.
Nur an Böschungen und Straßenrändern leuchtet es da und dort noch bunt; aber auch hier macht vielfach die Mähmaschine der Blütenpracht vorzeitig den Garaus.
Sollten die Zeiten für immer vorbei sein, in denen die Wiesen nicht nur grünten, sondern auch in allen Farben blühten? Ist in unserer Landschaft wirklich kein Platz mehr für das bunte Farbenspiel, das Jahrhunderte lang von unseren Dichtern besungen wurde und dann innerhalb weniger Jahrzehnte fast völlig verschwunden ist?


Blumenwiese - ein Werk des Menschen

Selbst die blumenreichsten Wiesen sind hierzulande immer ein Werk des Menschen: Ohne regelmäßigen Schnitt würden sie sich bald in eine von abgestorbenen Stengeln braungefärbte Fläche verwandeln. Viele typische Pflanzenarten würden in der immer dichter werdenden Schicht toter Halme an Lichtmangel ersticken; nur wenige hochwüchsige Kräuter behielten die Oberhand. Allmählich würden Gehölze Fuß fassen, über ein Verbuschungsstadium würde sich Wald entwickeln. Obwohl unsere Wiesen vom Menschen geschaffen wurden, können sie durchaus als naturnah bezeichnet werden. Denn die Wiesenpflanzen sind überwiegend heimische Wildkräuter. Die Artenzusammensetzung der Wiese wird nur vom Standort, insbesondere vom Boden und vom Klima, und vom Rhythmus der Bewirtschaftung bestimmt. Hier sät noch die Natur; der Mensch beschränkt sich auf das Ernten. Bei einer mit der Natur in Einklang stehenden Nutzung zeigen Blumenwiesen eine hohe Dauerhaftigkeit und Stabilität. So können naturnahe Wiesen über Jahrhunderte ohne Ermüdungserscheinungen genutzt werden und auch Krankheiten und Schädlinge sind dort so gut wie unbekannt.
Für die Artenvielfalt und den Blütenreichtum spielt vor allem die Bodenbeschaffung eine entsprechende Rolle. Auf kalkhaltigen mageren Böden findet man die farbenprächtigsten und artenreichsten Blumenwiesen. Auch die Höhenlage bestimmt die Zusammensetzung der Pflanzendecke. Viele der besonders farbenkräftig blühenden Arten wachsen nur in Berglagen.
Einen großen Einfluß auf die Artenzusammensetzung der Blumenwiese haben die Düngung sowie der Zeitpunkt und die Häufigkeit des Schnitts. Im allgemeinen gilt: Je mehr eine Wiese - vor allem mit Stickstoff - gedüngt wird, desto artenarmer ist sie; neben Gräsern nehmen vor allem Löwenzahn und Wiesenkerbel überhand; je früher und je häufiger gemäht wird, desto weniger Arten können sich einfinden oder halten. Jeder Gartenbesitzer, der seinen Zierrasen häufig mäht, beobachtet die Ausbreitung des Weißklees. Dieser Weißklee wird durch das ständige Mähen gefördert, da der Boden nicht mit höheren Gräsern und Kräutern beschattet wird. Der flach am Boden aufliegende Weißklee wird durch den Schnitt nicht erfaßt, er erhält mehr Licht und breitet sich aus. Am artenreichsten sind demnach Wiesen, die nicht gedüngt und nur einmal im Jahr im Spätsommer oder Frühherbst gemäht werden.


Blumenwiese - unersetzlich für Natur und Mensch

Die Pflanzen- und Tierarten unserer Wiesen und Weiden machen einen bedeutenden Teil unserer heimischen Flora und Fauna aus. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten finden nur dort den nötigen Lebensraum, unter anderem viele in ihrer Existenz bedrohte Schmetterlings- und Vogelarten. Eine Reihe von Nutzinsekten lebt in der Blumenwiese. Die Erhaltung blütenreicher Wiesenflächen ist damit Voraussetzung für das Weiterbestehen einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt.
Die Bedeutung dieser Flächen für den Menschen läßt sich vor allem an den zahlreichen Heil- und Gewürzkräutern abschätzen, die auf unseren Wiesen zu finden sind: Spitzwegerich, Kümmel, Baldrian, Bibernelle und Frauenmantel wuchsen früher auf allen Wiesen. Heute müssen bereits manche dieser Heilkräuter aus dem Ausland eingeführt werden, um unseren Bedarf für die Arzneimittelherstellung zu decken.
Daß farbenfrohe Wiesen das Landschaftsbild bereichern und damit den Erholungswert für den Menschen beträchtlich steigern, braucht nicht eigens betont zu werden. Wer schon einmal an einem warmen Frühlingstag in der Natur gewandert ist, um einen bunten Wiesenstrauß zu pflücken, kennt dieses beglückende Gefühl. Bunte Wiesen gehören seit Jahrhunderten zur Kulturlandschaft und sind ein fester Bestandteil unserer Heimat.



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Zuletzt aktualisiert am 14.04.2020