Willibaldsburg in Eichstätt im Altmühltal


Geschichte

der Stadt Eichstätt im Naturpark Altmühltal



An der Stelle des heutigen Stadtzentrums am linken Ufer der Altmühl, ungefähr im Bereich des Domes, befand sich bereits seit der "Hallstattzeit" (8.-6. Jh. v. Chr.) und der Zeit der Kelten ("La-Tene-Zeit" ab 5. Jh. v. Chr.), dann in der Zeit der Römer wenige Kilometer hinter dem Limes (etwa 80 n. Chr.) und schließlich in der Zeit der Landnahme durch die Alemannen und Bajuwaren eine kleine Ansiedlung, für die der frühe Name "Eistedd" (wahrscheinlich keltisch = Wohn- oder Versammlungsstätte) überliefert ist. Die Errichtung eines Klosters an dieser Stelle im Jahre 740 auf Veranlassung des "Apostels der Deutschen", Bonifatius, und die Erhebung des mit ihm verwandten, gleichfalls aus England stammenden hl. Willibald zum ersten Bischof gaben sodann den eigentlichen Anstoß zur Entwicklung der Stadt. Damit war auch bereits der unverwechselbare Charakter Eichstätts als christlich-geitiges Zentrum und Bischofsstadt gleichsam für alle Zeiten bis in die Gegenwart festgelegt.
Durch die Überführung der Reliquien der hl. Walburga, einer Schwester St. Willibalds, in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts nach Eichstätt wurde im Nordwesten der Klostersiedlung eine weitere Wallfahrtsstätte (außer dem Grab des um 787 verstorbenen hl. Willibald) geschaffen: Kirche und Kloster St. Walburg, seit 1035 bis heute besetzt mit Benediktinerinnen. Zwischen diesen beiden Schwerpunkten entwickelte sich die Bürgerstadt, die sich schließlich mit bescheidenen Häusern der Handwerker und kleiner Gewerbetreibender um einen Marktplatz gruppierte, wie es heute noch im Altstadtkern zu erkennen ist. Schon im Jahr 908 erhielt die Stadt unter Bischof Erchambold das Markt- und Zollrecht sowie das recht zu einer Ummauerung der Stadt. Nach zeitweise schweren sozialen Unruhen und Auseinandersetzungen erkämpften sich die Bürger schließlich im Jahre 1291 ein erstes Mitspracherecht in der Stadtverwaltung, das im Jahre 1307 durch Bischof Philipp von Rathsamhausen bestätigt wurde.
Bischof Berthold von Hohenzollern (1351-1365) verlegte seinen Wohnsitz auf die Höhe der Willibaldsburg des und baute sie als erster zu einer Festung aus; sie blieb Wohnsitz des jeweiligen Bischofs bis 1725. Das ansehnliche Territorium des Bistums Eichstätt, das schon am Ende des 9. Jahrhunderts zum "Reichsbistum" erklärt worden war, hatte durch erzwungene Abtretung seiner ursprünglich bis über Nürnberg hinausgreifenden nördlichen Teile an das neugegründete Bistum Bamberg im Jahre 1010 einbusen erlitten, dagegen erhielt es nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1307 durch Angliederung ihrer Gebiete erheblichen Zuwachs.
Die Eichstätter Bischöfe - als Landesherren und Oberhäupter der Stadt und des Bistums werden sie etwa seit Beginn des 16. Jahrhunderts "Fürstbischöfe" genannt - waren zu einem großen Teil starke, tatkräftige Persönlichkeiten, die im Reich einen guten Namen hatten, wie z. B. Wilhelm von Reichenau (1464-1496), der ein Gelehrter und Humanist, aber auch Berater Kaiser Friedrichs III. und seines Sohnes Maximilian I. war. Er wurde auch der erste Kanzler der 1472 gegründeten Universität Ingolstadt; alle seine Nachfolger bekleideten dieses Ehrenamt bis zur Verlegung der Universität nach Landshut im Jahre 1800.
Die Reformation fand keinen Eingang in Eichstätt. 1564 wurde das "Collegium Willibaldinum" als erstes Priesterseminar nach den Vorschriften des Konzils von Trient in Deutschland gegründet. 1614 berief der Fürstbischof Christoph von Westerstetten die Jesuiten nach Eichstätt, die das "Collegium" baulich erweiterten und das heute "Schutzengelkirche" genannte riesige Gotteshaus am Leonrodplatz errichteten.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt, die selbstverständlich als eine Hochburg des Katholizismus galt, von den Schweden 1633 erobert und geplündert, am 12. Februar 1634 aber, dem "schwärzesten Tag" in der Geschichte Eichstätts, zu 80 Prozent zerstört und eingeäschert. Der Wiederaufbau begann etwa 1670 unter Fürstbischof Marquard II. Schenk von Castell (1636-1685) und wurde von seinen Nachfolgern auch im 18. Jahrhundert etwa bis zum Tode des Fürstbischofs Johann Anton III. Freiherr von Zehmen (1781-1790) meist sehr intensiv fortgesetzt und im großen und ganzen abgeschlossen. Es entstanden vorrangig die Bautrakte der Stadtresidenz und die Domherrnhöfe (Kurien) im Halbkreis um den Dom, der Residenzplatz mit seinen flankierenden Gebäuden, die Sommerresidenz mit dem Hofgarten und anderes. Allmählich begann auch der Wiederaufbau zerstörter Bürgerhäuser. Hervorragende Architekten waren als "Hofbaudirektoren" nach Eichstätt berufen worden. Die wichtigsten sind Jakob Engel aus Monticello bei Bellinzona, Gabriel de Gabrieli aus Roveredo in Südwestgraubünden, der bedeutendste unter ihnen, und Maurizio Pedetti aus Casasco d´Intelvi bei Como. Sie schufen das nahezu unveränderte auch von den Zerstörungen des letzten Weltkrieges verschonte barocke Stadtbild Eichstätts.
Die Säkularisation 1803 bedeutete natürlich für die Stadt und das Bistum einen drastischen Einschnitt in seine bis dahin so kontinuierlich verlaufene Geschichte.
Der letzte Fürstbischof Joseph Graf von Stubenberg amtierte zwar noch weiterhin bis 1824 (er ging danach als Erzbischof nach Bamberg), doch wurde das Bistum Eichstätt zuerst dem in Salzburg residierenden Großherzog von Toskana, dann dem Stiefsohn Napoleons I., der mit einer Tochter des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph verheiratet war und den Titel "Herzog von Leuchtenberg" führte, als Besitz überschrieben (von 1817 bis 1824). Danach kamen Eichstätt und das Bistum, das bereits 1824 neu eingerichtet worden war, an das Königreich Bayern.
Von der industriellen Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts blieb Eichstätt - bedingt wohl auch durch die etwas abseits der großen Verkehrswege befindlichen Lage - so gut wie unberührt. Bis zur Gegenwart siedelten sich am Rande der Stadt nur wenige kleine industrielle Betriebe an. Eichstätt ist noch immer Bischofsstadt im Herzen Bayerns mit vielen kirchlichen, aber auch weltlichen Behörden, eine Beamten- und Schulstadt. Seit 1972 gehört sie zum Regierungsbezirk Oberbayern und wurde gleichzeitig als "Große Kreisstadt" Hauptsitz des Landkreises Eichstätt. 1958 entstand hier eine Pädagogische Hochschule, die 1972 zu einer Kirchlichen Gesamthochschule erweitert und 1980 zur katholischen Universität erhoben wurde, der einzigen dieser Art im deutschsprachigen Raum.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017