Spiegelsaal in der Residenz in Eichstätt im Altmühltal


Ehem. Fürstbischöfliche Residenz

in Eichstätt im Naturpark Altmühltal



Spiegelsaal

Der Innenausbau und die Ausstattung der beiden Flügel der Residenz zogen sich über viele Jahrzehnte hin. Einiges blieb überhaupt unvollendet, besonders als gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts die Gebäude ihrem eigentlichen Zweck nicht mehr dienen konnten. Immerhin konnte sich trotz der späteren Verwendung des Gebäudekomplexes als Amtsgericht und Wohngebäude noch viel Sehenswertes im Innern aus der letzten Zeit der Fürstbischöfe und ihrer Nachfolger in unser Zeitalter hinüberretten.

So ließ der letzte Fürstbischof Joseph Graf von Stubenberg (1790-1802) viele Räume des 1. Obergeschosses mit Dekorationen in klassizistischer Manier ausstatten, die gut erhalten sind (darunter das besonders schöne Balkonzimmer im Südflügel). Noch aus früherer Zeit stammen die unter Fürstbischof Raimund Anton Graf von Strasoldo (1757-1781) ausgebauten Räume des 2. Obergeschosses, vor allem der große Spiegelsaal, der mit Recht als eine Hauptsehenswürdigkeit der Stadt gilt. Er wurde vom letzten Eichstätter Hofbaudirektor Maurizio Pedetti im Jahre 1768 zusammen mit dem neuen Treppenhaus im Westflügel erbaut. Der Hofmaler Johann Michael Franz fertigte, wie im Treppenhaus, das monumentale Deckengemälde.

Die Anlage und Ausstattung dieses Saales bezeugt ohne Zweifel hohes künstlerisches Feingefühl seines Schöpfers, so dass der Vergleich mit ähnlichen Innenräumen in berühmten Schlössern Deutschlands durchaus nicht unangebracht erscheint. Der Saal wird durch drei Fenster erleuchtet, denen auf der gegenüberliegenden Schmalseite genau gleiche Fensternischen entsprechen, die jedoch anstelle der Fenster mit Spiegeln ausgestattet sind. Die beiden Längswände sind mit Pilastern aus Stuckmarmor unterteilt, zwischen denen sich abwechselnd Nischen mit Gitterwerk auf hellgrünem Grund und reich mit Stuck dekorierte Spiegel befinden. Auch die Pfeiler zwischen den Fenstern und Fensternischen sind noch mit Spiegeln versehen.

Außer diesen Einzeldekorationen wird der ganze Saal sozusagen beherrscht von dem vergoldeten Rankenwerk der Stuckverzierungen in phantasievollen Andeutungen von Blumen, Muscheln, Ästen und Blättern. Über den Spiegeln formt sich der Stuck zu Emblemen der Musik und der Fruchtbarkeit, ja sogar zu Tieren und Gebrauchsgegenständen. Auf den Spiegeln sind Putten mit kindlichen Spielen beschäftigt. Über den vier Türen des Saales sind in weißem Stuckmarmor Szenen aus der griechischen Mythologie nach Ovids "Metamorphosen" dargestellt: Deukalion und Pyrrha, Pyramus und Thispe, Apollo mit der Pythonschlange, Apollo und Coronis.

Das große Deckenfresko in seiner heiteren Farbengebung gibt der festlichen, noblen Atmosphäre im Raum letzten Glanz. Sicher diente der Saal dem Fürstbischof für offizielle Feiern, Empfänge und dergleichen. In unserer Zeit hat man ihm wieder ähnliche Funktionen übertragen. Auch für musikalische Veranstaltungen wird er gerne benutzt. Da die Akustik ausgezeichnet ist, werden die im Spiegelsaal stattfindenden Konzerte mit entsprechender Musik aus der Barockzeit, also aus der Zeit seiner Entstehung, zusammen mit dem Eindruck, den die intime, festliche Stimmung des Raumes selbst ausstrahlt, zu einem unvergleichlichen Erlebnis.



zurück zur Homepage der ehem. Fürstbischöfliche Residenz in Eichstätt im Naturpark Altmühltal


Zuletzt aktualisiert am 08.12.2017