Landschaftsschutzgebiet bei Kinding im Altmühltal


Landschaftsschutzgebiet "Schellenburg"

in Kinding / Enkering im Naturpark Altmühltal



Wo Pflanzen vom Mittelmeer und vom Schwarzmeer wachsen

Wo sich die quellenreiche Anlauter von Westen her ins mittlere Altmühltal drängt, das hier in Südnordrichtung verläuft, und wo das riesige Waldhügelgebiet das Bärneichet in einem steilen Sporn nach Norden ausläuft, liegt die Schellenburg. Der Name kommt nicht von "Schelle", sondern von "Schall". Aus dem Jahre 1390 ist die Bezeichnung Schalenburg überliefert und das bedeutet "der Tönende" - gemeint ist der Berg, der ein Echo gibt. Auf den Sporn, der am West- und Südwesthang von Steppenheide bedeckt ist, kann man von der Ortschaft Enkering oder vom Altmühltal aus gelangen.
Von Westen her grüßt über das Anlauter Tal die Ruine Rumburg. Sie war im Besitz der Herren von Apsberg und wurde erstmals 1361 genannt. Der Ritterherrschaft waren 1374 Stadt- und Marktrechte sowie die Hofgerichtsbarkeit von Enkering zugesprochen worden. 1431 kamen die Wildbannrechte dazu. Der Schwäbische Bund hatte die Burg besetzt, als Thomas von Apsberg 1521 bis 1528 mit ihm in Fehde lag. 1540 ist die Anlage durch die Unachtsamkeit eines Jägers ausgebrannt. Sechs Jahre später wurde sie an das Hochstift Eichstätt verkauft, das diese Burg wie viele im Umkreis verfallen ließ.
Die "Schellenburg" gegenüber hat zwar sonst gar nichts mit einer Burg gemein, besitzt aber an der Bergspitze zwei querlaufende, etwa 150 m voneinander entfernte Wälle mit davorliegenden Gräben. Das Ganze bildet eine ca. 7 ha große Befestigungsanlage. Als man in den Jahren 1907 und 1913 Ausgrabungen Schmetterlingshaft in Kinding durchführte, ließen sich aufgrund der Funde die Anfänge der Abschnittsbefestigung auf das Jahr 1.000 v. Chr. datieren. Die ausgegrabenen Gefäßscherben und Bronzepfeilspitzen stammen aus der Hallstattzeit. Es liegt nahe, daß die Menschen die besondere Lage dieses durch eine Mulde vom südlichen Höhenland abgetrennten Spornes frühzeitig genutzt haben. Die besondere Bedeutung der Schellenburg und ihre Schutzwürdigkeit liegt aber in der Einzigartigkeit der Vegetation. Zur Erklärung muß man auf die Zeit vor sechs- bis achttausend Jahren zurückgehen. Damals war es bei uns wärmer als heute, und deshalb wanderten aus dem Mittelmeer- und dem Schwarzmeergebiet südliche Pflanzen- und Tiergesellschaften ein. Zu diesen eingewanderten Arten gehört der Schmetterlingshaft, eine der schönsten einheimischen Netzflügler und in der südlichen Frankenalb eine Rarität. Seine netzförmig geaderten Flügel haben eine Spannweite von 5 cm. Die Art der Flügelmaserung und die gelbschwarze Zeichnung vermitteln den Eindruck eines Schmetterling. Dabei gehört dieses Tier zur Verwandtschaft der Ameisenlöwen und Florfliegen. Aufmerksame Beobachter können die Schmetterlingshafte im Gebiet der Schellenburg durchaus entdecken: An freien, sonnigen Stellen sieht man sie über längere Zeit ziemlich hoch über dem Boden fliegen, wobei sie kleinere Insekten im Flug fangen. Auch den Pillendrehkäfer kann man leicht beobachten, allerdings auf dem Boden. Er ist ein Verwandter der Skarabäen. Die Skaeabäen waren bei den Ägyptern heilige Käfer. Der Pillendreher ist etwa 3 cm groß. Seine Brutkammern formt er aus Schafdung. Dabei rollt er ein Dungstück mit den Hinterbeinen rückwärts laufend, macht daraus Brutbirnen und legt die Eier darin ab.
Vom westlichen Hang der Schellenburg, am oberen Rand der Wacholderheide, wo ein Felsvorsprung mit einem Steinkreuz versehen ist, hat man einen großartigen Ausblick ins Anlauter Tal. Das Schutzgebiet ist also auch für naturkundlich weniger interessierte Besucher eine Attraktion.


Bitte bleiben Sie auf den Wegen und nehmen Sie Rücksicht auf die Pflanzen und Tiere entlang des Landschaftsschutzgebietes



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Zuletzt aktualisiert am 14.09.2018