Kräuterweg in Böhmfeld im Naturpark Altmühltal


Kräuterweg

in Böhmfeld im Naturpark Altmühltal



Kräuter mit Zaubermächten

Ein altheidnischer Brauch, der noch bis ins mittelalterliche Christentum gepflegt wurde, benennt neun magische Kräuter, die vor neun Giften schützen sollen. Hierzu wurden - regional verschiedene - neun Kräuter z. B. als Gründonnerstagssuppe zubereitet, die Kraft und Gesundheit für das Jahr verleihen sollte. Heute wissen wir, dass die "Magie" dieser Pflanzen mit deren medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen verknüpft werden kann. Neben Gänseblümchen, Schafgarbe, Brennnessel, Wegerich, Löwenzahn und Gundermann wurde ein Kraut immer zuerst genannt: Der Beifuß! Bereits bei den Germanen hatte dieser als "Mugwurz" (Machtwurz) eine besondere Bedeutung.
Als "Frauenpflanze" wurde er indes nahezu weltweit bei Regelstörungen, Blasen- oder Eierstockentzündungen eingesetzt. Diese gynäkologischen Wirkungen waren auch den Hebammen des Mittelalters bekannt. Die Inhaltstoffe des Beifußes, vor allem die Bitterstoffe, besitzen zudem eine Heilwirkung bei Galle- und Leberleiden. Seine verdauungsfördernde Wirkung wird bei der Verwendung als Gewürz genutzt: Ein mit frischen Stängeln gefüllter Gänsebraten wird bekömmlicher, ebenso ein mit Beifuß-Kräutersalz eingeriebener Schweinebraten. Ursache hierfür ist die dadurch verbesserte Verdauung fetter Speisen. Denken Sie daran, wenn die nächste Weihnachtsgans ruft!


Wussten Sie schon, ...
warum der Hopfen die vormals zum Bierbrauen verwendeten Kräutern verdrängte ?

Auch der Gundermann gehörte von alters her zu den neun magischen Kräutern und man schrieb ihm u. a. eine anregende Wirkung zu. Hildegard von Bingen vermerkte, dass es "einen ermatteten Menschen, dem die Vernunft entschwinde, durch eine Suppe mit der Gundelrebe bald wieder besser gehen".
Die Hausfrauen, die früher in erster Linie für das Bierbrauen zuständig waren, gaben u.a. den Gundermann der erhitzten Maische als anregende, rauschsteigende Würze hinzu. Darüber hinaus soll ein solches Bier aphrodisierend gewirkt haben. Hinweis hierfür findet man u. a. in dem Brauch, den Gundermann im Frühjahr an Ziegen zu verfüttern, um deren Fortpflanzungsbereitschaft zu fördern. Ethnobotaniker sehen darin eine Verbindung zum Bocksbier, das - im Frühjahr ausgeschenkt - diese besondere Wirkung entfalten sollte.
Als das Bierbrauen im Mittelalter vor allem von den Mönchen übernommen wurde, war diese Wirkung nicht mehr willkommen. In dieser Zeit setzte sich in Europa langsam der Gebrauch des Hopfens durch, dem eine beruhigende, dämpfende Wirkung nachgesagt wird. Zudem wurde mit der Verwendung des Hopfens das Bier haltbarer und der Brauprozess stabiler. Interessanterweise war Gundermannbier in England so beliebt, das dort die Schänken einfach "gill-houses" (von Gundermann, engl. Gill-over-the-ground) genannt wurde. So wird verständlich, das in England bis ins 14. Jahrhundert die Verwendung des Hopfens sogar verboten war!
Anders in Deutschland: Mit dem Reinheitsgebot von 1516, erlassen vom bayerischen Herzog Wilhelm IV., schrieb man als Ende dieser Entwicklung die Verwendung des Hopfens zwingend vor und verbannte damit alle anderen bisher genutzten "anregenden" Kräuter. Insofern handelt es sich - nebenbei - auch um das erste Drogengesetz.



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Zuletzt aktualisiert am 03.10.2018