Römer in Pfünz im Altmühltal


Römerkastell "Vetoniana"

in Walting / Pfünz im Naturpark Altmühltal



Besatzung

Cohors I Breucorum civium Romanorum Valeria Victrix bis torquata ob virtutem appellata equitata

Am obergermanischen und am rätischen Limes lagen ausschließlich römische Hilfstruppen (auxilia), nicht Legionen, die Kerntruppen des Römischen Reiches. Diese waren in großen Legionslagern am Rhein und Donau zusammengezogen (z. B. in Mainz, Straßburg, und ab 179 n. Chr. in Regensburg). Die Legionäre rekrutierten sich aus römischen Bürgern während man die viel kleineren Auxiliareinheiten aus der rechtlich nicht gleichgestellten Bevölkerung der römischen Provinzen (peregrini) aushob. Grundsätzlich erst nach 25 jährigem hartem Dienst und ehrenvollen Entlassung (missio honesta) erhielten die Auxiliarsoldaten das römische Bürgerrecht und die Legitimation der vorher nicht anerkannten Ehe. In der früheren Kaiserzeit wurden die Hilfstruppen in der Regel aus der Jungmannschaft des eben erst unterworfenen Gebietes oder einer bereits eingerichteten Provinz rekrutiert. Die Truppen erhielten dann meist den Namen des betreffenden Stammes oder Landes, so auch die in Pfünz stationierte COHORS I BREVCORVM, die nach dem Volksstamm der Breuker benannt ist. Dieser illyrische Stamm lebte im Südwesten der Provinz Pannonia inferior längs der Save westlich von Sirmium (dem heutigen Sremska Mitrovica westlich von Belgrad). Im Anschluß an den Aufstand 6-9 n. Chr. wurden die Breuker sehr stark zum Militärdienst herangezogen; aus Inschriften sind 8 breukische Kohorten bekannt. Zunächst wurden diese Stammeseinheiten mit Landsleuten ergänzt. Ab dem 2. Jahrhundert holte man üblicherweise die Rekruten aus der Provinz, in der die Truppe lag. Ihr Name erinnerte daher nur mehr an den ursprünglichen Aushebungsbezirk.
Die chors I Breucorum bildete vom Anfang bis zum Untergang des Kastells die Besatzung in Pfünz. Nach dem sogenannten Weißenburger Militärdiplom stand sie bereits 107 n. Chr. in Rätien und in Pfünz selbst ist sie durch Inschriften unter den Kaisern Antoninus Pius, Commodus und Caracalla bezeugt.
Die in Pfünz stationierte Truppe war eine cohors quingenaria equitata, also eine ca. 500 Mann starke Infantrieeinheit mit einer berittenen Abteilung. Sie setzte sich aus sechs Zenturien Fußsoldaten (mit jeweils 60-80 Mann) und aus vier Schwadronen (tutmae) Kavallerie (mit je 30 Reitern) zusammen.
Die Pfünzer Truppe hat sich tapfer geschlagen, wie ihre Bei- und Ehrennamen beweisen: Die Einheit wird als "Valeria vivtrix bis torquata ob virtutem appellata" bezeichnet, d. h. "die siegreiche valerische, wegen ihrer Tapferkeit zweimal mit einem Ehrenschmuck ausgezeichnet". Außerdem ergibt sich aus dem Zusatz "civium Romanorum", daß den Angehörigen der Kohorte wohl wegen ihrer besonderen Leistungen das römische Bürgerrecht verliehen worden war. Mit der Zerstörung des Kastells Pfünz durch die Alemannen 233 n. Chr. ging wohl auch die Einheit unter, denn später wird sie nicht mehr genannt.



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Zuletzt aktualisiert am 28.04.2016