Römerkastell in Theilenhofen im Naturpark Altmühltal


Kastell "Iciniacum"

in Theilenhofen im Naturpark Altmühltal



Das römische Kastell Theilenhofen war eines der sogenannten Limeskastelle zur Bewachung und zum Schutz der Reichsgrenze. Angelegt wohl im frühen 2. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlich in der Regierungszeit des Kaisers Traian (98-117), bestand es bis zum Fall es Limes um die Mitte des 3. Jahrhunderts, ein genaues Datum - 233 oder 259/60 - ist uns hierbei unbekannt. Der römische Name des Kastells war Iciniacum, überliefert auf der Peutigerschen Tafel, der Abschrift einer römischen Straßenkarte. Hier ist als Station Iciniacum in einer Entfernung mit 7 Meilen (10,5 km) von Biriciana (Weißenburg) und mit 8 Meilen (12 km) von Mediana (Gnotzheim) an dem Hauptabschnitt Regensburg - Rottenburg genannt.
Heute ist vom Kastell oberflächlich nichts mehr sichtbar. Es liegt westlich der Straße Theilenhofen nach Pfofeld, die seine Nordostecke überschneidet. Ein Denkstein an der Nordostecke östlich der Straße und die Umfassung des Kastells mit Feldwegen, die seinen Außenmauern folgen, machen jedoch seine Größe und topographische Situation deutlich. Durch die Lage in einer Mulde des Hochplateaus war eine direkte Sichtverbindung zum 2,2 km entfernten Limes nicht gegeben, war aber durch die Türme des Kastells und des Limes sichergestellt.
Das Kastell war rechteckig mit Seitenlängen von 136 m zu 140 m was einen Flächeninhalt von 27.440 m² ergibt. Es hatte vier Tore, die bei seiner fast genauen Nord-Süd-Orientierung in die einzelnen Himmelsrichtungen weisen. In seiner bekannten Form war es ein Steinkastell, d.h. die Wehrmauer war aus Stein errichtet. Ihr ging sicher eine hölzerne Umwehrung voraus, wie sie auch bei anderen Kastellen nachgewiesen ist. Türme standen an den Toren und in den abgerundeten Ecken. Vor der Mauer lag ein Graben von 7,60 m Breite und 2,60 m Tiefe; seine Spitze war in den anstehenden Kalksteinfelsen gehauen. Der Graben war vor dem Westtor und wahrscheinlich vor dem Nord- und Osttor durch Erddämme unterbrochen, vor dem besonders ausgestalteten Südtor mit halbrundem Torhof durch Holzstämme überbrückt.
Im Innern war das Kastell durch Straßen regelmäßig aufgeteilt und dicht mit Mannschaftsbaracken, Ställen, Magazinen und anderen Gebäuden bebaut. Bei Grabungen, die von Dr. H. Eidam und der Reichslimeskommision zwischen 1878 und 1895 durchgeführt wurden, deckte man nur Teile von drei Steingebäuden auf. Die geringen Spuren der anderen hölzernen Gebäude im Boden wurden damals noch nicht erkannt. Außer einem Getreidespeicher im Südteil des Kastells und einem heizbaren Raum, der zum Wohnhaus des Kommandanten gehört hat, wurde fast vollständig das Mittelgebäude (principia) ausgegraben. Es lag wie üblich in den Kastellachsen südlich der ost- west- laufenden Hauptstraße, die mit einer Vorhalle überdacht war; es war das Verwaltungszentrum des Kastells. Räume zu drei Seiten eines offenen, von einer Säulenhalle umgebenen Innenhofes enthielten im West und Ostflügel die Waffenkammern, im Südtrakt Schreibstuben, Archiv und das Fahnenheiligtum. In den Hofecken befanden sich zwei Zisternen.
Die Besatzung des Kastells war eine cohors equitata, die 3. Bracaraugustaner-Kohorte. Ihr Name ist von Stempeln auf Ziegeln bekannt, wo er in der Abkürzung CIIIBR erscheint. Eben diese Form findet sich auch auf dem Weihestein der Fortuna, der im Umkleideraum des jüngeren Badegebäudes lag und von der Truppe des Kastells C(ohors) III Br(acaraugustanorum) geweiht war.
Weit um das Kastell dehnte sich ein Lagerdorf aus. Sein Kern lag an der Hauptstraße, die vom Südtor des Kastells aus ins Hinterland führte. In dem Dorf lebten Händler, Handwerker und Gastwirte; auch ließen sich in ihm viele der nach 25-jährigen Dienstzeit entlassenen Soldaten nieder, deren Familien schon vorher dort gewohnt hatten. Weiter an den Straßen lagen auch die Gräberfelder des Kastells und der Siedlung. Sie sind für Theilenhofen noch nicht gefunden.
Die Funde aus, den Kastellgrabungen werden im Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Gunzenhausen aufbewahrt.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017