Wildschein im Naturpark Altmuehltal


Schwarzwild (Sus scrofa)

in Beilngries im Naturpark Altmühltal



Lebensraum und Lebensweise:

Das meist unstet lebende Schwarzwild schätzt feuchte und sumpfige Gegenden. Vorzugsweise lebt es in größeren Laubwäldern mit Bucheckern- und Eichelmast. Es fühlt sich dort heimisch, wo es wenig gestört wird, reichlich brechen kann und ausreichend Fraß findet. Es braucht aber auch genügend Wasser zum Schöpfen und kleine schlammige Tümpel zum Suhlen. Nach dem Suhlen scheuert es sich an in der Nähe stehenden Bäumen, den sog. Malbäumen. Hierzu werden fast immer die gleichen Bäume aufgesucht, bei denen die Rinde im Laufe der Zeit völlig abgerieben wird. Schwarzwild lebt gesellig in Rotten. Im allgemeinen schließen sich Bachen mit meist gleich alten Frischlingen zu einer Rotte zusammen. Die Rottenstärke, maximal 30 bis 40 Tiere, ist abhängig von der Populationsdichte bzw. dem Zuwachs sowie von der Ernährungslage und von der Jahreszeit. Die Frischlinge bleiben bis zur nächsten Rauschzeit (Begattungszeit) in diesem Familienverband. Die Überläufer bilden eigene selbständige Rotten. In ihren Reihen finden sich aber auch zweit bis dreijährige Keiler und gelte Bachen. Die alten Keiler hingegen leben als sog. Einsiedler meist allein und schließen sich nur zur Rauschzeit der Rotte an. Tagsüber stecken die Rotten mit Vorliebe still und faul im Dickicht, Röhricht oder Farn, dem sog. Einstand (Rotten stecken im Kessel, die einzelne Sau im Lager). Die Rotte schiebt sich in den Kessel immer so ein, daß die Tiere nach Hausschweinart mit den Köpfen zur Mitte hin gerichtet sind. Die einzelne Sau sucht für ihren Ruheplatz (Lager) meist umgebrochene Wurzelballen, tiefbeastete Bäume oder dichte Kraut- oder Grasbestände. Als hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktives Tier kann es nachts Wanderungen von 20 km und mehr unternehmen. Beim Einwechseln in die Tageseinstände am frühen Morgen sucht es gern Wasserstellen und Suhlen auf. Ist das Wetter feucht und regnerisch oder genießt das Schwarzwild Hege, ist es auch tagsüber rege. Sind die Feldfrüchte hoch genug, um ihm Deckung zu bieten, bleibt es oft auch tagsüber auf den Feldern. Der Lauf des Schwarzwilds ist ziemlich schnell, alle Bewegungen wirken aber plump und ungeschickt. Durch seinen kräftigen Körperbau und den keilförmigen Kopf kann es auch behende durch starkes Dickicht brechen. Es rinnt (schwimmt) ausgezeichnet und ist in der Lage, größere Gewässer von mehreren Kilometern Breite zu durchrinnen. Schwarzwild ist, vor allem, wenn es angegriffen wird, außerordentlich mutig. Führende Bachen verteidigen ihre Frischlinge energisch durch Beißen und nehmen auch den Menschen an. Hunden gegenüber zeigen sie sich meist gereizt. Sie sind im allgemeinen sehr vorsichtig und aufmerksam und können sich bei Gefahr lautlos entfernen. Je älter und erfahrener ein Stück ist, desto vorsichtiger ist es. Es verläßt meist nur bei Dunkelheit die Deckung und meidet sogar in mondhellen Nächten freie, mondbeschienene Flächen. Schwarzwild wird im Freiland 12 bis 13 (in Westeuropa selten über 8) Jahre alt, kann aber in Gefangenschaft bis 30 Jahre alt werden.


Ernährung und Fraß:

Das Schwarzwild ist ein Allesfresser. Im Wald und auf den Wiesen bricht es nach Erdmast. Die bevorzugte Nahrung ist die Mast der Buchen und Eichen sowie Mais, Roggen, Hafer und Kartoffeln. Zum Fraß zählen u. a. aber auch Raupen, Puppen, Engerlinge, Larven, Wurzeln des Adlerfarns, Mäuse, Gelege, Würmer, Reste von Wild (Luder), Rüben, Pilze, Kleearten (hauptsächlich Weißklee). Besonders führende Bachen zeigen eine Vorliebe für Kitze, junge Hasen und Jungkaninchen. Das Schwarzwild selbst zählt zu den Beutetieren von Wolf und Luchs, schwache und v. a. kümmernde Frischlinge werden von Uhu, Fuchs und Bär erbeutet. Mit dem Gebrech (Rüssel) brechen die Sauen nach Untermast (Nahrung, die sich im Erdboden befindet, wie Larven, Puppen, Mäusenester u. ä.). Für die Forstwirtschaft ist das Schwarzwild überwiegend nützlich, da es bei der Suche nach Fraß nicht nur Forstschädlinge vertilgt, sondern auch Sauerstoff in den Boden bringt.



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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2017